Im FunkFeuer: Skype

Skype, der Inbegriff freien Services, unternimmt erste Schritte auf „kapitalistisches“ Feld.

Mit seiner „Skype Prime (Beta) Service“-Applikation ermöglicht er Nutzern und Anbietern, Dienste in das SkypeSystem zu integrieren und auf diesen Weg Gewinne zu erzielen, die zu einem Anteil auch Skype zugute kommen.

2.1 Der Preis für die Dienstleistung wird vom Dienstanbieter beim Registrieren festgelegt und kann Änderungen unterliegen. Er darf zwischen 0,1 EUR oder 0,15 USD und 2 EUR oder 2,5 USD (zzgl. 15 % MwSt.) pro Minute und zwischen 0,1 EUR oder 0,15 USD und 10 EUR oder 12 USD (zzgl. 15 % MwSt.) für den Anruf liegen.
2.4 Skype zieht Gebühren von Nutzern ein.

Wir danken und schlagen vor: da sich hier durchaus ein professionelles Gewerbe entwickeln könnte, und Skype somit effizient Arbeitstellen schafft, sollte die Bezeichnung eJob eingeführt werden, der eJobber als freiberuflich Tätiger (was bei eBay schon lange überfällig ist). Was genau diese neue Dienstleistungssparte bieten kann, lässt sich soweit nur vermuten, prinzipiell ist dies dem Anbieter überlassen. Das klingt nach vielen Überraschungen für uns. Wir sind gespannt und hoffen, dass es nicht wieder nur irgendwelche Games und Klingeltöne werden.

Ein Vorschlag im FunkFeuer: Telefonseelsorge für Opfer chronischer Computerabstürze, oder Ferndiagnosen von viralen Infektionen des zentralen Betriebssystem.

Glück auf im neuen Berufsfeld!

Zurück in die Facebook Zukunft

For english version, please click here

Wir sind die erste Generation, für die das Internet ein ganz normaler Teil des Lebens ist. Wir waren dabei als ebay und Google das Netz eroberten, als dank Youtube und Facebook passiver Konsum durch aktive Mitarbeit ersetzt wurde. Wir waren dabei als das Web 2.0 geboren wurde. Wir erlebten die Jahre des Anfangs, in denen noch alles ging und die Freiheit schier grenzenlos war. Alles da, rund um die Uhr, die Welt kostenlos unter den Fingerspitzen.

Doch das wird sich ändern.

Denn all die Informationen, die täglich durch das Internet zirkulieren, werden in Servern gehegt und gepflegt, verwaltet und geschaltet. Sie füllen riesige Hallen, über den Globus verstreut, ernähren sich von Unmengen Energie und müssen auf eine Wohlfühltemperatur von ca. 20°C heruntergekühlt werden.

Das kostet.

Der Strom muss bezahlt werden und das Personal, das die Server und Hompages wartet. Durch Expansion entstehen zusätzlich Kosten, Firmen müssen in die Entwicklung neuer Technologien investieren ohne zu wissen, ob sich ihr Einsatz am Ende auszahlen wird.
Das Geld, das das Internet heute am Laufen hält, kommt, wenn das Unternehmen überhaupt schon in der Gewinnzone ist, aus Werbung, nur selten kann sich eine Seite durch „Premium-Applikationen“ finanzieren. Das Problem dabei: die alten Formen der Werbung im Internet bleiben mehr und mehr wirkungslos. Die Klickzahlen der Werbebanner sinken, gut programmierte, effiziente Werbeblocker wie Ad-Block schneiden unerwünschte Reklame einfach aus der Seite. Millionenschwere Werbeetats verpuffen so im digitalen Niemandsland. Zunehmend werden sich die Werbeagenturen auf virales Marketing konzentrieren, werden versuchen die Konsumenten gezielter und subtiler anzusprechen als bisher und dafür nur selten etwas zahlen müssen.
Gerade den Sozialen Netzwerken wie Facebook oder StudiVZ fällt es da schwer, Profit zu machen. Niemand will sich seinen Freundeskreis wegkommerzialisieren lassen, niemand will, dass irgendwelche Unternehmen an seinen privaten Bindungen verdient. Werbung kann nur eine Rolle bei der Finanzierung von Social Networks spielen. Über kurz oder lang werden die Betreiber aber merken, womit sich in diesen Netzwerken Geld verdienen lässt. Nicht mit Werbung, sondern in dem man die Dynamik von sozialen Beziehungen selbst ausnutzt.
Betrachten wir dieses Szenario mal am Beispiel Facebook:

Schon bald wird der Öffentlichkeit eine „Premium-Applikation“ des sozialen Netzwerkes vorgestellt. Den Nutzern dieses kommerzielen Upgrades stehen besondere Dienste zu, zum Beispiel könnten sie ihr gesamtes Page-Layout individuell und nach ihrem Geschmack gestalten. Diverse Features wie ein Blog oder audiovisuelle MySpaceMöglichkeiten könnten im Angebot stehen. Die eigene FacebookSeite wird da zur eigenen Domain. Nun gibt es solche Versionen bereits für Email-Dienste. Doch nur in Facebook könnte es sich aufgrund des sozialen Kontextes der Community erfolgreich durchsetzen. Hier drei Gründe dafür:

Bisher beruht Facebook eher auf Konsum – in diversen Anwendungen lassen sich Wortschatz oder Schönheit beweisen. Erste Statusbeweise, jedoch noch im indirekten Ausdruck. Ein individuelles Page-Design würde herausstechen. Die BMW-Version von Facebook verschafft innerhalb des Freundeskreises Ansehen und Status und schöpft so konsequent die Dynamik menschlicher Beziehungen ab. Zweitens dient eine solche Version als neuer Weg persönlicher Selbstentfaltung im Netz. Individuen kaufen individuelle Produkte, genau auf ihre eigen Anforderungen und Stimmungen angepasst, Siehe hierzu BBC’s empfehlendswerte Dokumantationen „Century of Self“. Diesen Ton träfe unser neu konsipiertes Facebook ziemlich gut. Als dritter Punkt schließlich der bereits erwähnte Konsum. Den Nutzern wird es langsam langweilig in der Community, sie haben ihre „freundschaftlichen“ Netzwerke aufgebaut und gefestigt. Was einst neu und großartig war und man mit großen Schritten verfolgen konnte scheint nun langsam ausgeschöpft, Routine fast..

Kommerzialisierung wird von nun an positiv konnotiert – Geld bezahlen steht für Status, Individualität, Qualität erlangen.

Soziale Netzwerke mit all ihren inzwischen so fest eingebundenen Benutzern sind ein gewaltiges, bisher unausgeschöpftes El Dorado. Warum der Abbau des Goldes nicht schon längst statt fand, ist klar – die Stadt musste erst errichtet werden. Nachdem der einzelne Nutzer so fest an seine Anbieter gebunden ist, wird er nun aber die Kommerzialisierung schlicht hinnehmen (müssen).

Als Großväter des Netzes werden wir einst dieser heutigen freien Zeit gedenken und unseren Enkeln mit Goldglanz in den Augen davon berichten.